Was bei Stress im Körper geschieht
- Febr 2016
- Bettina
Mit dem Wort Stress beschreiben wir gewöhnlich eine Situation oder Umstände, die uns überlasten oder überfordern. Dabei unterscheidet man in die stressauslösenden Faktoren, die Stressoren, und die individuelle Reaktion darauf. Denn nicht jede Situation ruft bei jedem die gleichen Stressreaktionen hervor. Stress ist also etwas sehr Individuelles, und nicht in wenigen Fällen ist er von uns selbst erzeugt. Dass Stress sich negativ auf unser körperliches Wohlbefinden auswirkt und gesundheitliche Beschwerden hervorrufen kann, ist bekannt. Aber was genau ist an Stress eigentlich so schädlich? Wissen Sie, was bei Stress im Körper geschieht?
Was im Körper geschieht
Stress löst in unserem Körper einen Modus aus, der aus den
frühen Zeiten der menschlichen Geschichte herrührt und somit
quasi genetisch verankert ist: "Kampf oder Flucht". Das sind
die zwei Möglichkeiten, die ein Mensch ursprünglich in Konfliktsituationen
oder Bedrohungen hatte. Genauso reagiert unser System heute auch noch,
obwohl es in den seltensten Fällen tatsächlich um Kampf oder
Flucht geht. Aber für die modernen Stressbelastungen hat der Körper
noch keine angemesseneren Reaktionen entwickelt.
Alle körperlichen Reaktionen, die jetzt ablaufen, dienen also dazu,
einen Kampf oder eine Flucht zu ermöglichen. Die Grundlage dafür
ist erst einmal die Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Dies
ist der Gegenspieler des Parasympathikus, der für Ruhe, Erholung
und Regeneration zuständig ist. Der Sympathikus dagegen regt an
für Aktivität. Das sympathische Nervensystem sorgt jetzt also
für eine Reihe von körperlichen Reaktionen, die es ermöglichen,
einen Kampf oder eine Flucht durchzuführen. Dazu wird der Blutdruck
und die Herzfrequenz erhöht, die Durchblutung der Gliedmaßen
wird verstärkt, die der inneren Organe wird vernachlässigt
(zu beachten bei Dauerstress!), es wird mehr Energie zur Verfügung
gestellt in Form von Blutzucker und Blutfetten. Alles, was jetzt zweitrangig
ist und nicht dem Überleben in dem Moment dient, wird vernachlässigt
(z. B. die Verdauung und Verdauungsorgane), und alles was zusätzlichen
Ballast darstellt, wird schnell ausgeschieden (Darmentleerung, Durchfall).
Typische körperliche Reaktionen wie Schwitzen, Herzklopfen, Zittern,
Spannungen der Muskulatur, flaue Gefühle im Magen und Verdauungsbeschwerden
können damit erklärt werden. Bei andauerndem Stress wird das
Immunsystem geschwächt und die Schmerzempfindlichkeit erhöht,
es können Symptome wie Schlafstörungen, Infektanfälligkeit,
Kopfschmerzen, Tinnitus, Rückenschmerzen u. v. m. dazu kommen bis
hin zu Burn-out oder Depressionen.
Der Sympathikus braucht nach einer Aktivierung vergleichsweise lang
(einige Stunden), bis er sich wieder beruhigt hat. Das ist auch der
Grund, warum man nach akuten stressigen Situationen relativ lang braucht,
um sich wieder zu beruhigen, z. B. um einschlafen zu können.
Man unterscheidet schnelle (kurzfristige) und langfristige Reaktionen
auf Stress, die dabei mit dem sogenannten "Trockenen" oder
dem "Nassen Weg" beschrieben werden können (nach Kaluza).
Der "Trockene Weg" verläuft hauptsächlich über elektrische Impulse entlang des Nervensytems und kommt bei kurzfristigem Stress also akuten Situationen zum Einsatz. Dabei dauert die Aktivierung und Anspannung meiste nur kurz an. Vom Großhirn ausgehend werden Signale an das Limbische System, dann an den Sympathikus bis zum Nebennierenmarkt gesendet. Im Folgenden werden dann die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, die die Stressreaktionen in den Organen und anderen Systemen des Körpers auslösen.
Der "Nasse Weg" funktioniert über die Ausschüttung von Stresshormonen ins Blut. Dauert eine Stresssituation länger an, werden jetzt die Signale über Hormone vom Gehirn an den Körper weitergegeben. Dabei spielt der Hypothalamus, die Hirnanhangdrüse und die Nebennierenrinde mit den Hormonen CRF, ACTH und Kortisol eine Rolle. Diese Reaktion braucht länger als die schnelle Aktivierung über das Nervensystem. Dieser Weg dient hauptsächlich dazu, den nötigen Energienachschub für den Dauerstress zu gewährleisten.
Die schädlichen Folgen
Lang andauernder Stress wirkt sich aufgrund folgender Faktoren schädlich auf den Körper aus:
Nicht verbrauchte Energie: Da der Körper sich, wie oben erwähnt, auf eine Kampf- oder Fluchtsituation einstellt, wird mehr Energie in Form von Blutzucker und Blutfetten zur Verfügung gestellt. In der Regel reagieren wir aber heute nicht mehr mit körperlichen Höchstleistungen auf den Stress, sodass diese Energie nicht verbraucht wird. Dies wirkt nun als Risikofaktor für Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, (Herzinfarkt, Schlaganfall) und Diabetes. Sport kann hier Abhilfe schaffen, diese Substanzen wieder abzubauen.
Chronische Belastungen: Der Dauerstress führt dazu, dass der Körper ständig in einem angespannten und aktivierten Zustand ist. Der Sympathikus hält den Körper in Aktivität. Es wird nun zunehmend schwieriger sich zu erholen, zu entspannen und gut zu schlafen, da der Parasympathikus den Erholungszustand nicht mehr herbeiführen kann. Der Körper verliert seine Regulationsfähigkeit von Anspannung und Entspannung. Der Blutdruck bleibt dauerhaft erhöht. Muskelverspannungen können zu Schmerzen führen.
Geschwächte Abwehrkraft: Während kurzfristiger Stress den Körper leistungsfähiger macht, schwächt Dauerstress das Immunsystem. Infektanfälligkeit, häufige Erkältungen oder Schübe bei chronischen Erkrankungen (z. B. Hautkrankheiten, rheumatoide Arthritis) sind die Folge.
Gesundheitliches Risikoverhalten: Viele Menschen gehen bei Stress in ein eher nicht gesundheitsförderliches Verhalten über. Anstatt dafür zu sorgen, dass man dem Körper nun gutes tut, wird oft mit mehr Alkohol, Rauchen, schlechter Ernährung wie Süßigkeiten, Drogenkonsum oder auch Medikamenten reagiert. Dies führt auf Dauer zu noch mehr gesundheitlichen Risiken und einem zunehmend geschwächten Körper.
Auswirkungen auf die anderen Ebenen
Stress wirkt sich jedoch nicht nur auf den Körper aus, sondern
auch auf die anderen Ebenen, die wir als Mensch vereinen: Grundsätzlich
unterscheidet man neben der körperlichen Ebene Stressreaktionen
auf der emotionalen Ebene, der kognitiven Ebene (geistig/mental) und
der Ebene des Verhaltens.
Reaktionen auf der emotionalen Ebene sind z. B. Gereiztheit, Ängste
und Nervosität. Kognitiv kann sich Stress z. B. in Konzentrationsschwäche
und häufigen Fehlern auswirken. Und mit ihrem Verhalten reagieren
Menschen auf Stress z. B. mit gestörtem Essverhalten (Frustessen),
Missbrauch von Alkohol, verstärktem Rauchen oder auch Rückzug.
Lesen Sie hier weiter: Wie können wir bewusst Stress und Stressfolgen in unserem Leben reduzieren?
Diese Informationen sind nicht als gesundheitsbezogenen Aussagen gedacht, sondern stellen lediglich Anregungen für eine optimale Versorgung des Körpers über die Ernährung dar und sollten damit präventiv bzw. gesundheitsfördernd verstanden werden.
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