
Mittagsschlaf gegen Stress - das sind die Regeln
- Juli 2016 Bettina
Ist ein Schläfchen tagsüber sinnvoll? Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, sondern sollte individuell betrachtet werden. In einigen Fällen und unter bestimmten Umständen ist ein Mittagsschlaf gegen Stress durchaus förderlich, in anderen nicht.
Generell gilt: Schlaf tagsüber verschlechtert in der Regel die Qualität des Schlafes in der Nacht. Gerade wer Schlafprobleme hat, sollte grundsätzlich einmal darauf verzichten. Wenn man es unter diesen Bedingungen doch tut, sollten es auf keinen Fall länger als eine Stunde und nicht mehr nach 15 Uhr sein.
Andererseits haben sich ein kurzes Nickerchen während des Arbeitsalltags als förderlich erwiesen. Dazu sollte aber die Regel eingehalten werden: 5 bis maximal 20 Minuten, also wirklich nur eine kleine Erholungspause. Schlafenszeiten darüber stören den natürlichen biologischen Tagesrhythmus. Durch die kurze Ruhephase schöpft der Körper neue Energie, das Nervensystem beruhigt sich. Anschließend ist die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit verbessert und der Stresspegel gesenkt. Das wirkt sich nicht nur auf das persönliche Wohlbefinden, sondern auch auf die Produktivität einer Firma aus. Deshalb gibt es immer mehr Unternehmen, in denen das sogenannte "Power-Napping" einen festen Platz im Arbeitsalltag hat. Außerdem zeigte eine amerikanisch-griechische Studie 2007, dass der Mittagsschlaf das Risiko, durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um 37 Prozent senkt. Grund hierfür ist die verbesserte Stressreduktion. Deshalb wird er von Kardiologen als auch von Psychologen empfohlen.
Aus Sicht des Ayurveda, des alten ganzheitlichen Heilsystems, gibt es noch ein paar andere Faktoren, die zu beachten sind. In den alten Schriften wird genau beschrieben, wer mit dem Schlaf tagsüber seine Gesundheit fördert und wer nicht. Hier verbindet sich westliches medizinisches Wissen mit altem "Wissen vom Leben" (Übersetzung des Sanskrit-Wortes: Ayurveda). "Erlaubt" ist der Tagesschlaf insbesondere für geschwächte und sehr gestresste Menschen, Ältere und Kinder, Ausgezehrte und Untergewichtige, für psychisch Belastete und für Menschen, die in Nacht- und Schichtdiensten beschäftigt sind. Im Arbeitsalltag unserer gestressten Gesellschaft und in Zeiten besonderer Belastungen, Erschöpfung und Schlafdefiziten, zu deren Ausgleich der Nachtschlaf nicht mehr genügt, spricht vieles dafür.
Auch an heißen Sommertagen ist ein kurzes Schläfchen zur
Mittagszeit für viele empfehlenswert. Die belastende Hitze zu dieser
Tageszeit wird damit nicht nur umgangen, sondern auch Schlafmangel aufgrund
der kurzen Nächte ausgeglichen.
Ruht man direkt nach dem Essen auf diese Weise, so sollte man sich auf
die linke Körperseite legen. Dies hat mit der Position der Verdauungsorgane
zu tun.
Wer allerdings unter ungünstigen Voraussetzungen tagsüber
schläft, riskiert eine zunehmende Trägheit, Schwere im Körper
und möglicherweise Störungen der Verdauung. Unter anderem
wird neben dem Stress nämlich auch Verdauung, Stoffwechselaktivität,
Körpertemperatur und Grundumsatz (Energieverbrauch im Ruhezustand)
heruntergefahren. Der eine oder andere wird dieses Phänomen kennen:
Man legt sich hin, weil man sich müde fühlt, und ist anschließend
noch träger und "matschiger" als zuvor. Dies ist ein
klassisches Zeichen, sich unter den falschen Voraussetzungen zu einem
Tagesschlaf hingelegt zu haben. Besser wäre hier z. B. gewesen,
einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft zu machen.
So gilt im Ayurveda die Regel, dass Tagesschlaf für Menschen mit
Erkrankungen wie z. B. Fettleibigkeit und Diabetes Typ II durchaus ungünstig
ist und daher von ihnen gemieden werden sollte. Wer sich mit dem System
des Ayurveda etwas auskennt, kann sich folgendes merken: Kontraindiziert
ist Tagesschlaf bei Kapha-Konstitutionen und Kapha-bedingten Erkrankungen.
(Kapha ist - neben Pitta und Vata - eines der drei ayurvedischen Wirkprinzipien,
die unter anderem im Körper bestimmte Strukturen und Funktionen
bilden und ausüben)
Schlaf und Verdauung
Schlafen hemmt die Verdauung. Neben noch weiteren Faktoren gibt es deshalb
die Regel, dass abends vor dem Schlafengehen keine großen und
schweren Mahlzeiten mehr eingenommen werden sollten. Die Nahrung wird
nicht mehr richtig verdaut und belastet den Körper. Das Gleiche
gilt auch tagsüber. Besonders nach fettreichen Mahlzeiten sollte
man sich nicht hinlegen und ein Nickerchen halten! Aus Sicht des Ayurveda
kann dies zu Störungen wie Schwellungen, Ödemen, Schleim-
und Hauterkrankungen führen.
Wer sich nach einer Mahlzeit sehr müde fühlt und das Bedürfnis
verspürt, sich hinlegen zu wollen, sollte eher sein Essverhalten
überprüfen und ändern, anstatt sich schlafen zu legen.
Beides zusammen ist eine besonders ungünstige Kombination! Zu schwere
oder unzuträgliche Mahlzeiten belasten den Körper, was anschließend
die bekannte Trägheit oder Müdigkeit auslösen kann. Eine
gute Mahlzeit sollte immer ein Gefühl von Wohlbefinden und Stärkung
im Körper hinterlassen.
Mit diesem Wissen und etwas ausprobieren, experimentieren und Erfahrungen sammeln werden Sie in Zukunft die richtige Entscheidung treffen: ein kurzes Schläfchen oder doch lieber ein kleiner Spaziergang?
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